Refugee Open Cities

Refugee Open Cities - from an emergency shelter into a thriving environment
"Ihr habt unserer 4. Etage eine Seele gegeben!"
Nader Etemadi Aleagha | Malteser Hilfsdienst e.V.
#ROCVLOG | Refugee Open Cities - More Than Shelters
#ROCVLOG | Refugee Open Cities - Werkzeuge sind besorgt

Ein inklusives Betriebssystem für Notunterkünfte: wir innovieren Inklusion

In Kooperation mit den Maltesern und weiteren Partnern hat Open State im Frühjahr 2017 gemeinsam mit 150 Geflüchteten, Kreativen und Nachbarn ein “Dorf der Möglichkeiten” in die leere Etage einer Notunterkunft in Berlin-­Neukölln gebaut. Dem „Baufestival“ gingen 1,5 Jahre Arbeit in der Unterkunft voraus, während der wir Bedürfnisse, Fähigkeiten sowie Wege der Kooperation im Inklusionsprozess praktisch erforscht haben.

Während der Bauphase entstanden nicht nur mehrere selbstgestaltete multifunktionale Räume, sondern auch ein Toolkit für ein inklusiveres Betriebssystem solcher Einrichtungen und fünf politische Empfehlungen für ein besseres Miteinander.

Webseite: www.openstate.cc/roc

Hintergrund 2016

Während soziale und ökologische Probleme immer offensichtlicher werden, verharren unsere sozialen Systeme in ihren gewohnten Mustern. Mit der jüngsten, teils sprunghaften Zunahme von Geflüchteten in Europa wurden unsere bereits strapazierten Versorgungssysteme weiter überlastet. Die Alarmierung ist groß, nach der anfänglichen “Willkommenskultur” bestimmen jetzt negative Zuschreibungen wie “Flüchtlingskrise” und “Obergrenze” den Diskurs – und Populisten schlagen daraus Profit.

Im chinesischen Zeichen für “Krise” ist die Bedeutung der “Chance” mit angelegt. Setzen wir uns diese Brille doch mal auf: Was wäre das, eine Flüchtlingschance? Positiv betrachtet ist durch die Überlastung ein Riss im System entstanden. Ein System, von dem wir längst wissen, dass es auf Dauer nicht bestehen kann. Die Verknappung natürlicher Ressourcen, ein exponentiell steigender Energiebedarf und wachsende Ungleichheit sind nur einige der Symptome. Ein Riss schafft kreativen Freiraum und dadurch die Möglichkeit, neue Ansätze in die Praxis von Verwaltung, Politik und Wirtschaft einzuführen.

Und neue Ansätze drängen sich auf: Politiker fürchten die Frage, wie lange die Integration von über einer Million Geflüchteten in unser System denn dauern möge. Die ehrliche Antwort wäre: Jahre, oder eher Jahrzehnte. Je nachdem, wie wir es anstellen.

Bei Refugee Open Cities (ROC) entwickeln wir partizipative Lösungsansätze zur Erfüllung grundlegender Bedürfnisse von Menschen. Statt auf Integration zu warten, beginnen wir mit der Inklusion an Tag eins.

Wo andere Probleme sehen, fokussieren wir auf Potenziale. Unser ROC-Team setzt an, wo der Druck am größten ist: in Not- und Gemeinschafts-Unterkünften. Hier startend, vereinen wir Menschen mit und ohne Fluchterfahrung zu lokal organisierten Gemeinschaften, die über Beteiligungsprojekte ergebnisoffen Qualitäten wie Selbstwirksamkeit, Freundschaft, Sicherheit, Erholung und Ästhetik in der Nachbarschaft fördern.So entstehen neue gesellschaftliche Spielweisen, die Veränderung zu einer positiven Erfahrung für alle machen.

In unserem ersten Projekt, unserem Prototyp, in einer großen Notunterkunft in Berlin-Neukölln haben wir eine ehemals leerstehende Kaufhaus-Etage in ein inklusives Dorf umgebaut. Unser Ziel waren die Entwicklung und der Testlauf eines alternativen “Betriebssystems” für Geflüchteten-Unterkünfte. Dabei gingen wir von den Bedürfnissen der Bewohner aus, die wir anfänglich im direkten Austausch erfragt und priorisiert haben, um anschließend gemeinsam Lösungen zu erarbeiten.

In einem einwöchigen Baufestival haben rund 150 Bewohner und 50 lokale Freiwillige die leer stehende Etage des alten Kaufhauses in ein kleines Dorf mit Frauenraum, Spielplatz, Teehaus, Marktplatz, Lernzentrum, Fitnessraum, Garten und Werkstatt verwandelt.

Der Prototyp hat die Hoffnung bestätigt: Wenn wir anstelle von Standardlösungen und bürokratischer Irrwege sinnvolle Möglichkeiten der Partizipation zur Lösung eigener Probleme anbieten, werden diese begeistert angenommen. Inklusion geschieht vor allem im gemeinsamen Arbeiten. Menschen, gleich welcher Herkunft, sind innovationsfreudig und bereit, für ihre Zukunft anzupacken.

Partner: Malteser, Advocate Europe, BMW Foundation, Werkstatt für Alles, Ashoka, Bildungswerk in Kreuzberg GmbH, More than Shelters, Quatorze, Poliglott, Earthship Biotechture, Anstiftung, Universität der Künste Berlin

English: Refugee Open Cities (ROC) aimed to provide participatory solutions to meet the basic needs of people, exemplified by building a "village of possibilities" in an emergency shelter. Instead of waiting for integration, the ROC approach starts with inclusion on day one.

Transitstation von Geflüchteten auf der Balkanroute im Motel Adaševci in Sid, Serbien, an der Grenze zu Kroatien - 2016